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Berliner Mauer (Niederkirchnerstraße, 1988). CC-BY-SA 4.0 Roland Arhelger (via Wikimedia Commons)

Es war im Sommer 1961. Beim Abendbrot berichtete die Tagesschau vom Treffen Chruschtschow-Kennedy in Wien, als mein Vater einen minutenlangen Wutanfall erlitt. Sein Zorn richtete sich ausschließlich gegen Kennedy (Chruschtschow war für ihn sowieso ein Verbrecher). Die Mauer ahnte er als solche wohl nicht. Aber er vermutete intuitiv: Die einigen sich auf unsere Kosten. Also eine Art Frontbegradigung – Kuba gegen West-Berlin. Meine Mutter, eine kluge, gebildete Frau sagte nur: Warum sollten die Amerikaner für uns einen Atomkrieg riskieren?

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Punk am Alexanderplatz März 1990

Punk am Ost-Berliner Alexanderplatz März 1990 (Foto: Klaus Oberst, Bundesarchiv, Bild 183-1990-0313-318, via Wikimedia Commons

Im Kontext eines sozialen Niedergangs ab Mitte der 70er Jahre formierte sich in den Großstädten Europas und Nordamerikas eine neue Form des Jugendprotests. Der rasante Abstieg althergebrachter Industriezweige und der damit einhergehende Anstieg der Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot sowie die Ausgrenzung ärmerer Bevölkerungsschichten, aber auch die Wiederaufrüstung im Zuge des sich in der letzten Phase befindlichen „Kalten Krieges“ verbanden sich in den Metropolen zu einem besonderen sozialen Zündstoff.

Dies führte zur Etablierung des Punk sowie der Skinheads – zwei neue Jugendkulturen – in England, wo sich die Perspektivlosigkeit angesichts der besonders drastischen Auswirkungen der wirtschaftlichen Krise mit einem strengen Klassensystem verband. Während die überwiegend aus der Arbeiterschicht stammenden jugendlichen Skinheads bewusst ihre proletarische Herkunft betonten, rekrutierten sich die Punks über die Grenzen dieses Klassensystems hinweg. Innerhalb beider Gruppen entwickelten ein ausgeprägtes Zusammengehörigkeitsbewusstsein. Das im Unterschied zur Hippiebewegung überwiegend negative Weltbild der Punks und Skinheads äußerte sich in zahlreichen Songs, wie dem zum Leitmotiv gewordenen „No Future“ der Sex Pistols.

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